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30. August 2004 Druckversion | Versenden | Leserbrief
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Personalien

Johansson
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Constantin
Johansson
Scarlett Johansson, 19, amerikanische Schauspielerin ("Lost in Translation"), achtet auf die Qualität von Filmen, selbst auf Partys. Derzeit filmt sie mit Woody Allen in London. Den schätzt sie, weil er sich als Regisseur dem kommerziellen Kino verweigert. Denn die trashigen Teenager-Straßenfeger verabscheut die 19-jährige Schönheit: "Dargestellt werden meistens Stereotypen von Dieben und Drogensüchtigen." Sie habe sich zum Ziel gesetzt, nur Filme zu machen, "die ich selbst im Filmtheater anschauen möchte". Bei der Auswahl der zahlreichen Rollenangebote helfe ihr auch die Mutter: "Sie kennt meinen Geschmack." Stilvoll geht es daher auch zu, wenn Scarlett zur Party lädt. Dann wird daraus ein Themenabend in einem feinen Club im Londoner West End unter dem Titel "Vom Winde verweht", wie vor drei Wochen geschehen. Die über hundert Gäste durften Scarlett-Cocktails (Champagner mit Erdbeer-Wodka und frischen Erdbeeren) schlürfen und sich den Videofilm anschauen mit Rhett Butler und der anderen Scarlett.

Frank-Walter Steinmeier, 48, Chef des Bundeskanzleramts, fand seinen Dienstherrn durch seine eigene Tochter bestätigt. Während des Sommerfests im Kanzleramt besuchte Steinmeier mit seiner Tochter den Stand eines baden-württembergischen Stromanbieters, wo Kinder animiert wurden, mit Zangen und Schraubenziehern Männchen aus Draht zu biegen. Nach allerlei Geplauder mit Besuchern kehrte Steinmeier zurück und war bass erstaunt, dass seine Tochter bereits ein kleines Werk vollbracht hatte: "Ich wusste gar nicht, dass du mit einer Zange umgehen kannst." Der Teenie sagte selbstbewusst: "Heutzutage sind wir Mädchen halt schlau." "Ja ja", brummelte der perplexe Vater, unbeabsichtigt weithin vernehmbar durch das offene Mikrofon eines nahebei stehenden Animateurs, "das sagt der Kanzler auch immer."

Jean-Pierre Raffarin, 56, französischer Premierminister im Abwind, machte dieser Tage in seinem erlernten Beruf, dem PR-Business, noch mal mächtig Wind. Der nach den schweren Niederlagen bei Regional- und Europawahlen von Entlassungsgerüchten geplagte rechte Regierungschef war vergangene Woche Ehrengast bei einem Gala-Empfang in einem Pariser Luxushotel zum 45. Geburtstag einer Werbeagentur. Dort bereicherte er den Abend mit Platituden, die in der französischen Politik als "Raffarinaden" inzwischen berüchtigt sind. An die Adresse der Parteifreunde, die ihm seinen Job abjagen wollen, erging der Rat: "Eine Überholstrategie, die vorher hupt, fliegt aus der Kurve." Auf Staatspräsident Jacques Chirac, der den ergebenen Raffarin oft brüskiert hat, war der Spruch gemünzt: "Auf Treue kann man sich gut ausruhen." Den Vorwurf mangelnder Autorität parierte er mit einem "Autorität posaunt man nicht heraus." Als der Gastgeber den Redner mit Lob überhäufte, entfuhr dem biederen Raffarin eine letzte Raffarinade: "Aber das ist ja wie Weihnachten im August."

Wang Wenhai, 53, selbst ernannter chinesischer Skulpturen-König und ehemaliger Rotgardist, hat drei Lebensziele. Als Erstes will er eine 13 Meter hohe Mao-Zedong-Statue in Yanan errichten, dem Ort im Nordwesten Chinas, wo die chinesische Kommunistische Partei ihren Ausgang nahm. Des Weiteren plant er eine Gedenkstätte zur Erinnerung an Maos Philosophie. Drittens sollen 25 000 kleine Mao-Statuen entlang der Route des "Langen Marsches" aufgestellt werden, auf jenem 10 000 Kilometer langen Weg, den die junge Kommunistische Partei Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts marschierte. 1300 Statuen hat der Mao-Fan bereits produziert und nicht immer im traditionellen Stil der Verehrung - Mao gelassen, gedankenvoll, gewöhnlich mit erhobenem Arm als Geste herrscherlicher Benevolenz. Bei Wang hat Mao gelegentlich keine Gesichtszüge, oder er zeigt ihn schon mal liegend, umgeben von bourgeoisem Luxus. "So können sich die Menschen ihr eigenes Bild von Mao machen", sagt der Skulpteur. Dabei ist sich der Mao-Anbeter gleichwohl sicher, "wäre jeder so wie Mao, dann wäre die Welt wunderschön".

Gilberto Gil, 62, brasilianischer Kulturminister und singender Superstar, weiß sich schuldlos an einer schlimmen Entgleisung gegenüber dem mächtigsten Herrn auf dem amerikanischen Kontinent. Gil hatte dieser Tage eine Auszeit als Minister genommen und war in São Paulo als Sänger aufgetreten. Während Gil das Stück "Soy Loco Por Ti América" ("Ich bin verrückt nach dir, Amerika") zu Gehör brachte, erschien auf der Bühnenleinwand hinter der Band ein Bild, das den US-Präsidenten George W. Bush mit einer um den Hals gelegten Schlinge zeigte, dazu die Parole "Morra, Bush, Morra" ("Stirb, Bush, stirb"). Durch seinen Agenten ließ der Sänger erklären, die Bilder der Show seien von einem Videokünstler ohne seine, Gils, Kenntnis ausgesucht worden.

Castro, Guevara (r.)
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DPA
Castro, Guevara (r.)
Ché Guevara, im Alter von 38 Jahren in den Bergen Boliviens erschossener Guerillero, war Mitte der sechziger Jahre Leitfigur antikapitalistischer Revolutionäre. Doch britische Diplomaten hielten den marxistischen Helden nur für einen "bärtigen Argentinier mit irischem Charme", der gern im militärischen Drillich auftrat, aber schon Anfang 1967 gestorben sei. So liest es sich in einem jetzt veröffentlichten Report über die kubanische Führungsriege um Fidel Castro, den britische Diplomaten aus Havanna mitten im Kalten Krieg an das britische Außenministerium sandten. Der Report war im April 1967 abgefasst worden, rund sechs Monate bevor Ché in dem bolivianischen Gebirgsort Vallegrande, wo er seine Guerilleros trainierte, vom Militär gefangen und getötet worden war. Der Teil des Berichts indes über Castro selbst ist unter Druck von Regierungsbeamten vom britischen National Archive zurückgehalten worden. Vielleicht, so spekuliert die britische Tageszeitung "Independent", aus Sorge, "dass sich der Zigarren rauchende Demagoge aufregen" könnte.

Richie (l.), Hilton
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REUTERS
Richie (l.), Hilton
Nicole Richie, 22, amerikanische Schauspielerin, die zusammen mit der Hotel-Erbin Paris Hilton in der TV-Serie "Simple Life" auch hier zu Lande einen kleinen Erfolg einheimste, musste erfahren, dass das Leben eben nicht immer einfach ist, besonders nicht bei der herrschenden Sicherheitshysterie. Auf dem Flughafen von Reno schlug der Metall-Detektor einer Sicherheitsbeamtin auf der Höhe von Richies Brust Alarm. Die junge Frau erklärte: "Ich bin da gepierct", eine Aussage, die nach ihrer bisherigen Erfahrung genügte, um durchgewinkt zu werden. Doch die Kontrolleurin blieb ungerührt: "Was sollen wir jetzt Ihrer Meinung nach machen?" Richie war ratlos: "Sie können den Nippel-Ring scannen oder ... ich weiß nicht, was ich sagen soll." Die Sicherheitsdame offenbarte daraufhin ihr eigenes Dilemma: Weder dem äußeren Anschein nach noch wenn sie den Ring tatsächlich zu sehen bekäme, könne sie sagen, das sei okay, außerdem sei es ihr sowieso nicht gestattet, Fluggäste zu berühren. Das Angebot Richies, die Beamtin dürfe von ihr aus gern sie und den Ring anfassen, wurde deshalb abgelehnt. Stattdessen eskortierten zwei weitere weibliche Flughafenangestellte Richie zu einem vor fremden Blicken nicht besonders geschützten Teil der Abflughalle und baten die Schauspielerin dort, ihr Top abzulegen. Gott sei Dank, sagt Richie, sei sie "kein schüchterner Typ, aber was wäre passiert, wenn ich schüchtern wäre?"

Axel Horstmann, 50, Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, wird am 1. September mit einem Privatflugzeug durch sein Land düsen. Wovon andere träumen, ist für den kernigen Westfalen schwer lastende Pflicht: Horstmann leidet unter Flugangst. Auf dem Terminplan des SPD-Politikers stehen vier kleine Regionalflughäfen, die er fördert und darum auch besuchen muss. Mit dem Dienstwagen wären Dinslaken, Paderborn, Porta Westfalica und Weeze-Laarbruch nicht an einem Tag zu erreichen gewesen. Horstmanns Sprecher, Lothar Wittenberg, schickt seinen Stellvertreter mit auf die Tour im Flieger - er teilt die Flugangst seines Ministers und ist heilfroh, Termine am Boden in Düsseldorf wahrnehmen zu dürfen.





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